Fruchtbare Gespräche und viele neue Fragen: Wir waren beim 1. Internationalen Symposium für Musik und Gesellschaft in Feldkirch
Das "Symposium für Kultur- und Musikschaffende sowie für Entscheidungsträger/innen" fand vom 4. bis 5. Februar 2020 im Montforthaus Feldkirch statt. Einige Weltklänge-Teammitglieder und ich waren vor Ort und sammelten Denk-Impulsen zur Genüge. Viele Fragen blieben aber auch unbesprochen. Im Folgenden eine kurze persönliche Reflexion. Vorab: Ich finde es wunderbar, dass ein Symposium dieser Art ins Leben gerufen wurde - es verdeutlicht nämlich die tragende Rolle, die Musik auf so vielen Ebenen der Gesellschaft Vorarlbergs spielt. Viele interessante Themengebiete wurden in den zwei Tagen angesprochen, die Zeit war insbesondere bei den Diskussionsforen sehr knapp bemessen. Am Rande diskutiert wurde unter anderem die Curriculumsgestaltung der zukünftigen Privatmusikuniversität in Feldkirch und damit verbunden die Frage: Was muss ein*e Musiker*in alles sein bzw. können, um als Freischaffende leben zu können ? Welche Berufsbilder sind für Absolvent*innen nicht nur möglich, sondern auch realistisch? Das Symposium hätte hier die Möglichkeit geboten, diese Frage mit Erfahrenen aus vielen musikalischen Berufsebenen zu erörtern. Aus meiner Sicht, der Sicht einer Studierenden, kam das Thema eindeutig zu kurz . Dem soll angemerkt sein, dass diese Frage nur eine von vielen ist und deshalb nicht unverhältnismäßig viel Platz einnehmen kann. Trotzdem - als Veranstalter hätte das Kons sich doch in seiner Rolle bewusster sein und gerade solche Fragen ungezwungen von einem breiten Fachpublikum erörtern lassen können. Die Funktion des VLK als (exzellenter) Pausen-mit-Musik-Füller ist nur eine von vielen, die es hätte haben können. Inhaltlich fand ich die Frage der Messbarkeit von musikalischer Arbeit denkwürdig - besonders in den Zusammenhängen "Musik im sozialen Brennpunkt" und "Musik und regionale Entwicklung". Hier gilt nämlich, wie so oft "What gets measured, gets done" - so ein Speaker zur Frage, warum Musik- und Kunstprojekte sich meistens mit ökonomischen Argumenten rechtfertigen müssen, um die nötige Wertschätzung zu erlangen. Die Erkenntnis, dass bei vielen Initiativen der kurzfristige messbare Output nicht auf eine Ebene mit der langfristigen Wirkung (Impact) gestellt werden darf, hilft. Diese Überlegungen zeigen einmal mehr, dass kulturpolitische und musiksoziologische Forschung nötiger denn je ist - wie soll man Resultate sehen, wenn man sich nicht bemüht, sie zu beobachten? Allerdings kann Musik und ihre Wirkung - und darüber bin ich heilfroh - nie ganz ausgerechnet und abgemessen werden. Das schmälert aber in keiner Weise die tatsächlich unbestreitbare (oft positive!) Wirkung, die Musik hat. Als Tool zur Schaffung von Gemeinschaften, als Seelenheilmittel, als gestaltender Schmuck, als Synapsenschafferin, als hörbare emotionale Intelligenz. Beim nächsten Symposium (ich hoffe sehr auf einen Part 2) würde ich mir mehr Zeit für Diskussionen in kleinen Runden wünschen und kompetentere Moderator*innen (bzw. könnte man ihnen zumindest vorher einen Crashkurs im Zuhören und Harvesting geben). Außerdem: Unbedingt mehr Platz für junge Leute - vielleicht in Form von Workshops mit Studierenden zu bestimmten Fragestellungen im Vorhinein, deren Findings dann beim Symposium zur Sprache gebracht bzw. diskutiert werden. Gerade bei Themen wie der neuen Curriculumsgestaltung wäre die Perspektive der heranwachsenden Generation von Musiklehrenden/Musiker*innen/Kulturschaffenden ausschlaggebend. Außerdem wäre meiner Meinung nach mehr Raum für Diskussionen angebracht bzw. die Möglichkeit Fragen aus dem Publikum an die Speaker*innen unmittelbar nach einer Präsentation zu stellen. Gerade bei Präsentationen wie der zum Konzerthaus in Blaibach, wozu es sicherlich kontroverse Meinungen gibt, habe ich das vermisst. Zum Schluss noch etwas Schönes - ich halte mich heute strikt an die Sandwich-Feedback-Strategie: Als besonders bereichernd empfand ich das "Dinner with a stranger" - eine fantastisch unkomplizierte Möglichkeit, mit verschiedensten Menschen ins Gespräch zu kommen. Besonders für noch unerfahrene Symposiumsbesucher*innen, die gern zu ihrem Networking-Glück gezwungen werden (damit mein ich natürlich nicht mich, sondern alle anderen).
Vielen Dank dem VLK für diese Initiative!
Pausensandwich:
Das Ensemble "Freischwimmer", das sich sehr koordiniert durch die Reihen schlängelte
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